Pressestimmen
"Was diesen Film so substantiell macht: Hier legt jemand Zeugnis
ab, wo man es nicht erwartet hätte. Da spricht eine Frau, die
keine Zuflucht in billigen Freudianismen sucht, die weder Abstraktion
noch Verdrängung gelten lässt... Othmar Schmiderer fand
die einzig adäquate Form dafür. Zu sehen ist nichts anderes
als das schöne Gesicht einer alten Frau vor ihrem Bücherregal.
Ein paar Mal sieht man sie, wie sie sich die eigenen Aufnahmen anschaut.
Sie bewegt ihre Lippen, als souffliere sie sich selbst. Es ist selten,
dass eine innere Stimme so unverstellt nach aussen dringt."
Berliner Zeitung
"Die Verdrängung, das kann man hier studieren, ist ein
Selbstschutzmittel mit beschränkter Wirkung: Irgendwann kommt
all das hoch, was man sich selbst so lang verschwiegen hat."
Die Presse
"Im toten Winkel ist ein großes Dokument... Eine junge
Frau gerät ins stille Auge eines Jahrhunderttaifuns
und berichtet darüber ohne den Filter der Rechtfertigung oder
Empörung. Sie legt nur Zeugnis ab. Das Entsetzen, die Trauer
folgen später. Merkwürdig, dass die Metapher vom stillen
Auge sich auch in der Medienlandschaft wiederholt: Spät erst
hat man diese Zeitzeugin, das Gegenbild einer Leni Riefenstahl,
wirklich erkannt."
Der Tagesspiegel
"Nichts lenkt von dem ab, was Traudl Junge zu erzählen
hat. Die längste Sequenz dauert rund 25 Minuten. Die Kamera
rückt in diesem Abschnitt immer näher an die Erzählerin
wie ein Zuschauer, der gebannt lauscht. Und genau so fühlt
sich der Zuschauer im Kinosaal."
Oranienburger Generalanzeiger
"Die Wahrhaftigkeit, mit der sich diese Frau mit sich selbst
und ihrer Biografie konfrontiert, macht die Stärke dieser Dokumentation
aus. Die ist packend von der ersten bis zur letzten Minute. Heller
und Schmiderer haben daraus einen puristischen Film gemacht, ohne
illustrative Dokumentationsaufnahmen, ohne Kommentar, ohne Musik.
Der Film wird vom klaren Wort und vom ausdrucksstarken Gesicht der
Frau getragen. Er lebt vom Spannungsverhältnis zwischen dem
Wissen Traudl Junges, die die Vergangenheit bewältigt
zu haben scheint, und der Empathie, mit der sie in die junge Frau
schlüpft, die Hitler, ihren Chef bewundert hat zwischen
der weltpolitischen und historischen Bedeutung der Ereignisse und
dem banalen, mediokren Alltag der Akteure. Und er macht die Atmosphäre
der grauenhaften Trivialität jener Figuren nachvollziehbar,
die so viel Unglück über die Menschheit gebracht haben."
Profil, Wien
"Der Schrecken wird nicht ausgewalzt, sondern auf den Punkt
gebracht. Was Hannah Arendt mit der Banalität des Bösen
meinte, kann sich hier ungestört entfalten, im Vertrauen auf
die Urteilskraft des Zuschauers. Im Unterschied zu anderen sucht
Junge nicht nach Entschuldigungen fürs eigene Versagen."
Der Spiegel
"Wenn Traudl Junge von den gespenstischen letzten Tagen im
Bunker redet, 25 Minuten ohne einen einzigen Schnitt, erreicht ihre
Darstellung atemberaubende Intensität. Kein Zweifel: Hier glückte,
dank Diskretion, ein historisches und menschliches Dokument von
Rang."
Berliner Morgenpost
"Junges Ausführungen sind oft präzise Beschreibungen
von Nichtwahrnehmungen. (...) Man könnte einmal mehr Hannah
Arendts Verdikt über die Banalität des Bösen strapazieren.
Junges Erzählung geht jedoch über das Anekdotische, dem
sie übrigens selbst mißtraut, weit hinaus. Und der Film
verstärkt dies noch in vollständigem Verzicht auf historisches
Bild- und Filmmaterial. Gerade so unterscheidet sich Im toten Winkel
so dankenswert von den Holocaust-Voyeurismen im Umfeld von Guido
Knopp und Co. Wenn Junges Erzählung in einem 35minütigen,
immer detailreicheren Monolog über die letzten Sekunden vor
Hitlers Selbstmord gipfelt, wird bewusst, was die Sprache der Erinnerung
so sehr von jener der konventionellen Historie unterscheidet. Immer
wieder gilt es, Atem zu holen; neue Details stürzen auf den
Einzelnen ein: Wenn es so schwer ist, ein paar Momente in einem
kleinen Raum zu beschreiben, wie redet man dann über die großen
Raum-Zeit-Bewegungen, Verwüstungen und Verbrechen in Nazi-Deutschland?
Wie umgeht man die gefälligen Schlagworte wie Vergangenheitsbewältigung
oder Hitlers willige Vollstrecker?""
Der Standard, Wien
"Nein, dieser Monolog ist nicht naiv, nicht direkt und unverstellt.
Wir hören einer Frau zu, die viel über sich nachgedacht
hat."
Die Tageszeitung
"Einer der Höhepunkte der Berlinale, ein unglaublich dichter
und berührender Dokumentarfilm... Unvergleichlich authentisch
ist die Landschaft von Traudl Junges Gesicht, oder besser: ihrer
Gesichter. Denn so, wie sie Zeit ihres Lebens zu jenem kindischen
Ding von damals unversöhnlich auf Distanz blieb, so ist
im Film zu sehen, dass sie auch während der einzelnen Drehabschnitte
mit Hochspannung sich selbst gegenüber sitzt und Wache hält
über die Legitimität jedes bisher erzählten Details
aus ihrem Mund. (...) Aber ich hätte auch nein sagen
können dieses Urteil kreist wie ein Unheil um
die Sehnsucht nach Frieden in der Seele der Traudl Junge. Sie musste
alt werden, um zu verstehen, dass Jungsein kein Entschuldigungsgrund
ist. Es ist ein Geschenk, dass es jetzt diesen Film gibt, der die
glaubhafte Botschaft der letzten hautnahen Augenzeugin in die Welt
hinausschicken kann, aus dem toten Winkel endlich ins Licht."
Format, Wien
"Dieser Film braucht keine zusätzlichen Bilder und unterscheidet
sich damit himmelweit von TV-Dokumentationen. Eine Frau erzählt
ihre Geschichte, und wir folgen gebannt. Ein grandioses Dokument."
Szene, Wien |